Mit ausländischen High Potentials in die Fachkräftelücken der Mittelständler
Klugen Köpfen aus dem Ausland eine Orientierung bieten und sie bei den ersten Schritten auf dem deutschen Arbeitsmarkt begleiten – das sind Anliegen des Projektes „MINT – Making your Career in Germany“. Seit September 2014 betreut die Gesellschaft für Projektierungs- und Dienstleistungsmanagement (gpdm), gefördert von der Agentur für Arbeit, ausländische Studenten:Studentinnen während der letzten Schritte Ihres Studiums und hilft bei der Suche nach geeigneten Arbeitsstellen.
„Das sind sehr aufgeschlossene und wissensdurstige Menschen, mit denen wir im Projekt arbeiten dürfen“, berichtet Projektleiterin Nicola Pilz, „es macht Spaß, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“ Die meisten Teilnehmer:innen kommen über das International Office der Universität Paderborn in das Projekt und seien aus Indien. Sie hätten einen wahren Marathon aus Klausuren und Hausarbeiten hinter sich, neben dem sie noch Deutsch lernen und generell im deutschen Alltag ankommen mussten. Den direkten Kontakt in die Arbeitswelt habe man bis dahin noch gar nicht gesucht und genau da „beginnt unsere Arbeit“, sagt Pilz.
Angefangen bei deutschen Höflichkeitsformen über ein überzeugendes Anschreiben für die Bewerbung bis hin zur Vermittlung von Bewerbungsgesprächen ist die gpdm für 8 Wochen der Ansprechpartner für die Studenten:Studentinnen. Zeitlich müsse man da flexibel sein, sagt Nicola Pilz, „da trifft man sich auch schon mal abends um 20 Uhr in einer Hawaii Bar, um die stark eingespannten Teilnehmer:innen zu erreichen.“
Auch Rüdiger Matisz, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Paderborn, ist von „MINT“ als Baustein der Aktivitäten der Agentur im Bereich der Integration von ausländischen Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen in die Region Ostwestfalen überzeugt: „Die Schulung und Begleitung ist sehr wichtig, nach dem ersten Jahr kann man das allmählich auch in den Ergebnissen beobachten. Etwa 70 Prozent der Teilnehmer:innen aus dem ersten Projektdurchgang konnten erfolgreich in Arbeitsverhältnisse begleitet werden.“ Die Quote werde aber noch ausgebaut werden, so Matisz, „dafür müssen sich allerdings die heimischen Unternehmen weiter öffnen und ausländische Studenten:Studentinnen in ihre Abläufe integrieren.“ Oftmals sei die Angst vor sprachlichen oder kulturellen Schwierigkeiten im Unternehmen immer noch stärker als die Not, Fachkräfte für sich zu gewinnen.
Eine Angst, die Avantys Geschäftsführer Markus van Wesel nicht nachvollziehen kann. „Die ausländischen Studenten:Studentinnen bereichern unser Arbeitsleben und ein bisschen mehr Englisch in der Unternehmenskultur hat noch keinem schadet.“ Auch Alfred Schapansky, der Geschäftsführer Entwicklung des Software-Unternehmens aus Bad Lippspringe, will die neuen Kräfte nicht mehr missen: „Neben großem Engagement und Höflichkeit fällt bei den Studenten:Studentinnen eine bereits enorme Berufserfahrung auf. Die haben in ihrem Heimatland teilweise schon zwei Jahre für große Unternehmen programmiert und arbeiten extrem projektorientiert.“ Diese Orientiertheit ist auch das, was den Studenten:Studentinnen an dem mittelständischen Unternehmen in OWL gefällt. Die direkte Beteiligung an den Arbeitsprozessen gebe es sonst nirgends. „Wir arbeiten sehr eng mit den Kunden:Kundinnen zusammen“, berichtet Software-Entwickler Sourav Senapati, der so begeistert von der Betreuung im MINT-Programm war, dass er auch allen seinen Mitbewohnern:Mitbewohnerinnen das Programm schmackhaft machen konnte: „Was man hier zu einem Projekt beiträgt, hat auch wirklich Gewicht und ist nicht nur eine Übung.“
Hinzu komme mit Ostwestfalen noch eine Region, die eine sehr hohe Lebensqualität biete. Für Elektro-Ingenieur Salman Khan ist Paderborn die perfekte Mischung: „You can find party and peace here“. Deshalb sei es für ihn die logische Folge gewesen, dass ihm auch seine Frau nach Deutschland folgt, die derzeit ihren Master an der Universität Paderborn mache. Und hoffentlich danach eine Stelle in OWL finde.